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Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Industrie 4.0., digitale Transformation, VUCA, Wertewandel, Feminisierung und Diversität machen nicht nur das Unternehmertum immer komplexer. Diese Welle spüren alle, die beruflich aktiv sind oder sein wollen. Führungskräfte, Start-ups, Selbstständige, aber auch Mitarbeiter oder Berufsstarter drängt es aktiv oder passiv zu Veränderung. Wer heutzutage die Schule verlässt, kann seine Karriere nicht mehr für 40 Jahre planen. Gleichzeitig können Unternehmen nicht mehr zusichern, dass Bewerber bis zur Rente beschäftigt werden. Die Zeiten sind zu unsicher.

Unternehmer müssen sich daher parallel um zwei Dinge kümmern: um ihr bisheriges Kerngeschäft und um eine grundsätzliche Veränderung ihres Unternehmens, die alles bisher Dagewesene infrage stellt. Während dieses Balanceaktes haben sie zudem die Aufgabe, sich auf die vielen unterschiedlichen Lebensvorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter einzulassen. Nur so verfügen sie über das Potenzial sowie die Kraft und Ressourcen, die Veränderungen 4.0 erfolgreich zu schultern.

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Effectuation: Was ist das?

Ob Management- oder Fachkarriere, Unternehmensgründer oder Einzelkämpfer – Früher sah die Planung eines Karrierewegs in etwa so aus:

Agile Karriere: Erfolg ohne Plan?
Quelle: Agile Karrieregestaltung: Ein Workbook für die Karriere 4.0

Zu Beginn steht ein Berufswunsch oder eine Unternehmensidee, die es zu erreichen gilt. Dafür ist es zum einen notwendig, die eigenen Fähigkeiten und Interessen zu sammeln, und zum anderen, Informationen über die Berufswelt und den Markt einzuholen. Je nachdem, für welches Ziel Karrierehungrige sich entscheiden, kann die entsprechende Ausbildung geplant oder der jeweilige Weg eingeschlagen werden.

Diese linear-kausale Planung der Karriere funktioniert so heute jedoch nicht mehr. Denn diese Entscheidungsgewohnheit basiert auf Prognosen für die Zukunft. Wir setzen uns Ziele und entwickeln daraus Pläne. In sich immer schneller verändernden, unsicheren Zeiten stoßen wir mit dieser Denkweise an unsere Grenzen. Hohe Unsicherheit führt immer mehr dazu, dass uns Entscheidungen schwerer fallen. Wie also kommen wir ins Machen und bleiben handlungsfähig? Effectuation lautet das Zauberwort:

Das Konzept des Effektuierens leitet sich aus der Entrepreneurship-Forschung ab und kann sowohl auf die Unternehmensführung als auch auf die persönliche Karrieregestaltung angewandt werden.

Die Denkmethode bezieht sich auf die Logik des Vorgehens in ungewissen Kontexten und unvorhersehbaren Situationen. Nichts anderes zeichnet unsere volatile Arbeitswelt der Zukunft aus. Mit dieser Vorgehensweise schließt Effectuation an agile Konzepte an, die bereits wirksam im Projektmanagement und der Organisationsentwicklung eingesetzt werden. Wenn wir in der kausalen Logik fragen: „Wie kommen wir am besten von A nach B?“, lautet im Effectuation die Frage: „Wie kommen wir am besten von A nach X – zum in der ungewissen Zukunft liegenden, noch zu kreierenden Ziel?“

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Der Weg entsteht beim Gehen

Effectuation geht somit nicht davon aus, dass Chancen und Gelegenheiten einfach existieren, sondern, dass diese erst gemeinsam mit anderen erschaffen werden müssen. Beide Fragen starten im Hier und Jetzt. Der Unterschied ist das (nicht) fixierte Ziel. Um den Prozess beginnen zu können, ist weniger das Ziel notwendig als die Klarheit über den Ausgangspunkt. Logisch: Gibt es kaum noch äußere Orientierungspunkte, müssen Menschen sich auf ihren eigenen inneren Kompass verlassen. Diesen gilt es zu reflektieren und zu erarbeiten: Wer bin ich? Was kann ich? Was weiß ich? Wen kenne ich?

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Der wesentliche Aspekt bei Effectuation ist somit, die eigenen Ressourcen auf die Wirkungen, Ergebnisse und Möglichkeiten im Hier und Jetzt zu prüfen. Die jeweilige Handlung ist nur kurzfristig vorhersehbar und wird von anderen Akteuren beeinflusst, die in den Prozess einbezogen werden. Diese stellen ebenfalls ihre Ressourcen und Vorstellungen der Zukunft zur Verfügung. Dadurch kann sich die Zielrichtung verändern und neue Qualitäten und Möglichkeiten entstehen.

Gemeinsam mit anderen werden Vereinbarungen für die Zukunft getroffen, wobei die Investitionen wie Zeit, Energie und Geld von den beteiligten Akteuren bestimmt werden.

Die Vereinbarungen und zusätzlichen Mittel führen dazu, dass die Ungewissheit abnimmt. Mit jeder Vereinbarung verdichtet sich die Zielrichtung. Nach und nach entsteht so aus dem unbekanntem X ein bekanntes B. Ein prominentes Beispiel ist die gemeinsame Carsharing-Plattform ShareNow der Erzrivalen BMW Group und Daimler AG, um der ungewissen Entwicklung im (Elektro)-Mobilitätsmarkt mit vereinter Kraft entgegenzutreten.

Agile Karriere: Erfolg ohne Plan?
Quelle: Agile Karrieregestaltung: Ein Workbook für die Karriere 4.0

Hybrid-Karrieren? Alles ist möglich!

Der Wandel der Arbeitswelt taucht nicht nur unsere Zielbilder in Nebel, sondern weicht auch unser Verständnis von Karriere völlig auf. Was „Erfolgreich Karriere machen“ bedeutet, wird immer individueller, die Grenzen verschieben sich. Da wir länger arbeiten, muss die Job-Situation immer mehr zur aktuellen Lebenssituation passen. Nicht selten werden Menschen im Laufe ihres Lebens in Zukunft fünf bis acht Ausbildungen machen.

Buchtipp: Agile Karrieregestaltung – Ein Workbook für die Karriere 4.0

Agile Karrieregestaltung: Ein Workbook für die Karriere 4.0

Taschenbuch: 230 Seiten
Verlag: Haufe (12.April 2019)
Preis: 24,95 €

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Durch die dynamischen Zeiten setzen viele immer stärker auf Hybrid-Karrieren, um das Gesamtrisiko zu minimieren. Sie sind in Teilen angestellt und arbeiten teilweise selbstständig. Durch das Angestelltenverhältnis haben Menschen ein gewisses Maß an Sicherheit. In ihrer Selbstständigkeit können sie ihre Träume verwirklichen.

Auch die Trennung zwischen angestelltem Mitarbeiter, externen Zuarbeitenden und selbständigen Partnern wird sich auflösen. Die Schwerpunkte verschieben sich weg von Themen- hin zu Projektverantwortungen. Menschen arbeiten zudem nicht mehr in Funktionen, sondern in Rollen. Produktionsleiterin oder Marketing-Assistenten können wegrationalisiert werden. Ein Querdenker oder ein Teamplayer ist im Unternehmen agil und vielfältig einsetzbar. Somit ist Karriere in verschiedensten Lebensumständen und auch jenseits der 50 noch möglich.

Auf Sicht fahren

Wenn das Zielbild für Unternehmen oder die eigene Karriere im Nebel liegt, gilt es, auf Sicht zu fahren – keine 10-Jahres-Pläne mehr, kein Erklimmen der Karrierestufen im Drei-Jahres-Rhythmus. Stattdessen: mit dem Wissen um die eigenen Stärken und Möglichkeiten gemeinsam mit dem eigenen Netzwerk Schritt für Schritt die Zukunft gestalten. Wer also auf sich selbst vertraut, sich mit anderen verbindet und regelmäßig Feedback einholt, wird auch in unsicheren Zeiten erfolgreich den eigenen Weg gehen.

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Gesa Weinand

Gesa Weinand, Karriereberaterin und Coach, ist seit über 20 Jahren in der Personal- und Organisationsentwicklung tätig, davon 15 Jahre in Führungsfunktionen, u. a. bei der Deutschen Telekom AG. Ihre Leidenschaft ist die Begleitung von Menschen in Veränderungsprozessen und das Freisetzen von Potenzialen. Seit 2014 führt sie ihr eigenes Unternehmen, die New Perspective CC GmbH, mit den Schwerpunkten Executive Coaching, Führungskräfteentwicklung und Karriereberatung.

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